Warum du nicht mit Fertigbarf starten solltest

Die Auswahl an Fertigbarf wächst immer weiter. Zahlreiche Online-Shops, lokale Barfshops vor Ort als auch Zoohandlungen legen ihren Fokus immer stärker auf sogenannte Fertigbarf-Menüs. Diese bekommst du meist entweder in kleine 250g oder 500g Pakete verpackt oder häufig auch als fertige “Würste”. Geworben wird in der Regel damit, dass das Fertigbarf einfach zu handhaben ist und darüber hinaus den Hund mit allem versorgt was er benötigt.
Die Realität sieht leider ganz anders aus.

Regal mit Dosen

Warum überhaupt Fertigbarf?

Wenn du gerade erst damit anfängst dich mit dem Barfen zu beschäftigen, kann es gut sein dass du von den vielen, teils widersprüchlichen Informationen zum richtigen Barfen erst einmal erschlagen wirst. Zu Beginn wirkt das Thema Barf erstmal extrem komplex und erscheint kaum verständlich.
Aber auch wenn du inzwischen mit dem Barfen vertraut bist und deinen Hund schon barfst, erinnerst du dich bestimmt noch an die Anfangszeit. An die Unsicherheit und das Gefühl, das Thema nie zu verstehen und völlig überfordert zu sein.

Mir ging es genauso als ich mit dem Barfen angefangen habe. Ich war schier erschlagen von den ganzen Infosund hatte wahnsinnige Angst etwas falsch zu machen. Wäre damals das Angebot an Fertigbarf schon so riesig gewesen und die Werbung dafür so präsent und attraktiv wie aktuell, wäre ich wohl auch darauf hereingefallen. Und hätte glücklich die Möglichkeit genutzt fertig zusammengestelltes Futter für Yuna zu kaufen statt mich selbst daran zu versuchen.

Schließlich ist es doch toll, wenn man sich nicht selbst die einzelnen Bestandteile ausrechnen und zusammenstellen muss. Wenn man nicht darauf achten muss, dass man alles richtig ausrechnet. Und vor allem nicht Gefahr läuft, etwas wichtiges zu vergessen.
Bevor man aus Planlosigkeit der Gesundheit des eigenen Hundes schadet, ist es doch eine tolle Variante, fertig portioniertes Futter zu kaufen. In dem laut Werbung der Hersteller alles enthalten ist was der geliebte Hund braucht. Bevor man also selbst zusammenstellt und dabei grobe Fehler begeht greift man lieber auf ausgewogen zusammengestelltes Fertigbarf zurück.

Die Verkaufstexte in Online Shops und viele Verkäufer in Barf-Shops propagieren schließlich genau das. Und nicht wenige weisen auch immer wieder darauf hin, das man als Laie den eigenen Hund gar nicht bedarfsgerecht ernähren könne. Dann doch besser das Fertigbarf Angebote großer Firmen nutzen.

Fertigbarf? Nein danke!

Fertigbarf ist nicht bedarfsdeckend

Die Realität sieht leider ganz anders aus. Fertigbarf ist fast immer alles andere als bedarfsdeckend. Es entspricht in der Regel nicht den gängigen Aufteilungen, unabhängig davon an welchem Barf Konzept man sich orientiert. In Fertigbarf werden häufig große Mengen sehr günstiger tierischer Komponenten verwendet, die dem Hund wenig bis keine Nährstoffe liefern und nicht selten auch noch schwer verdaulich sind. Schaut man sich die Deklaration auf den Verpackungen an, findet man häufig große Mengen an Pansen oder Blättermagen. Auch Euter oder Gedärme finden sich häufig in Fertigbarf – obwohl sie in einer ausgewogenen Barfration nicht enthalten und für den Hund nicht sinnvoll sind. Auch Knorpel und Luftröhre, die in der Artikelbeschreibung gern als Calciumlieferant angepriesen werden, sind nichts weiter als billige, leicht verfügbare Füllstoffe.  Solche Bestandteile in Fertigbarf sollten dich also hellhörig machen und ein klares Ausschlusskriterium für das Futter sein.

Auch völlig verkürzte Deklarationen, aus denen nicht ersichtlich ist was in dem Futter überhaupt enthalten ist, sollten ein Kriterium dafür sein, dass du das Futter im Laden stehen lässt.
Eine Auflistung der einzelnen Bestandteile (z.B.: “Muskelfleisch Rind, Hühnerhälse, Pansen, Leber, Lunge) sieht vielleicht auf den ersten Blick ganz gut aus. Vor allem dann wenn die gleichen Futterkomponenten aufgeführt sind, die in der Barfration enthalten sein sollen. Wenn allerdings keine Angaben dazu gemacht werden, welche Komponente in welcher Menge enthalten ist, ist es nicht möglich zu sagen, ob das Fertigbarf bedarfsdeckend zusammengesetzt ist. Also auch hier Finger weg.

Falsche Zusammensetzung und fehlende Abwechslung

Wie die Zusammenstellung der einzelnen Komponenten beim Barfen aussehen sollte, kannst du hier nachlesen: Zusammenstellung von Barf
Ich empfehle dir diese grundlegende Aufteilung im Kopf zu haben, wenn du dich doch auf die Suche nach einem guten Fertigbarf machen möchtest.

Es gibt inzwischen tatsächlich einige wenige Anbieter die es geschafft haben, Fertigbarf herzustellen, das dieser Aufteilung im großen und ganzen entspricht. Das Problem: Den Menüs fehlt es an Abwechslung, es gibt .B. nur eine Sorte Muskelfleisch, nur eine Sorte Knochen. Fisch fehlt ganz und damit auch Vitamin D.
Für den Notfall oder den Urlaub sind diese gut zusammengestellen Fertigmenüs durchaus nutzbar. Für die alleinige Fütterung sind sie aber leider auch nicht geeignet. Andere Urlaubsmöglichkeiten habe ich vor einiger Zeit im Artikel 4 Alternativen für Barf im Urlaub für dich zusammengefasst.

Der Traum vom einfachen, bedarfsgerechten und arbeitssparenden Fertigbarf bleibt also leider weiter ein Traum. Wenn du deinen Hund bedarfsgerecht barfen willst, solltest du auf Fertigbarf Angebote verzichten.

Darum ist Fertigbarf für den Anfang nicht geeignet

Davon abgesehen, das Fertigbarf generell nicht zur Fütterung geeignet ist, solltest du auch bei der Umstellung auf Barf auf Fertigmischungen verzichten. Auch wenn genau das immer wieder empfohlen wird um das barfen “einfach mal ausprobieren”.
Wenn du ausprobieren möchtest ob dein Hund rohes Futter überhaupt frisst, kannst du Hühnerfleisch oder Rindfleisch aus dem normalen Lebensmittelmarkt nutzen.

Hohe Anteile an Pansen, minderwertiges Muskelfleisch mit hohem Bindegewebsanteil sind schwer verdaulich und können gerade bei Hunden, die rohes Futter noch nicht gewöhnt sind zu Verdauungsbeschwerden führen.

Bei der Umstellung auf Barf solltest du mit einer Fleischsorte und einer Gemüsesorte beginnen und deinen Hund Schritt für Schritt an die neuen Futterkomponenten gewöhnen.

Bei Fertigbarf ist ein langsamer Einstieg nicht möglich. Stattdessen bekommt dein Hund beim Fertigbarf verschiedenste Futterbestandteile vorgesetzt. Aufgrund häufig sehr ungenauer Deklarationen der Inhaltsstoffe kannst du nicht einmal nachvollziehen, was du deinem Hund jetzt genau fütterst.

Sinn und Zweck der langsamen Umstellungsmethode ist zum Einen, das Magen-Darm System deines Hundes nicht zu überlasten. Zum Anderen kann durch die schrittweise Einführung neuer Komponenten schnell festgestellt werden, wenn der Hund etwas nicht verträgt. Auch diese Möglichkeit entfällt, wenn du bei der Umstellung auf Fertigbarf zurückgreifst.

Alles ist besser als Trockenfutter – oder nicht?

Ein beliebtes Argument für die Fütterung von Fertigmenüs ist, das alles besser ist als das bisher gefütterte Dosen- oder Trockenfutter. Das sehe ich ganz klar anders. Trockenfutter und Nassfutter hat andere Mängel, sichert aber definitiv die notwendige Nährstoffversorgung des Hundes durch verschiedene Zusätze und künstlich zugefügte Nährstoffe. In Fertigbarf sind die notwendigen Nährstoffe in der Regel nicht künstlich zugesetzt- sie fehlen einfach. Du riskierst also eine Mangelversorgung. Bevor du Fertigbarf fütterst bleib lieber bei einem guten Dosen- oder Trockenfutter.

Fertigbarf ergänzen

Wenn das Fertigbarfmenü gekauft ist und im Nachhinein festgestellt wird, das dieses zur alleinigen Fütterung nicht geeignet ist, kommt häufig die Frage auf ob man das bereits gekaufte Futter nicht einfach mit den fehlenden Komponenten ergänzen kann.

Ja, man kann – einfach ist das aber leider nicht. Und auch dann ist das Futter meist noch nicht wirklich zu empfehlen. Um das Fertigbarf zu ergänzen muss allerdings die genaue Aufteilung auf der Verpackung deklariert sein – fehlt diese ist es nicht möglich sinnvoll zu ergänzen.

Um gut deklarierte Fertigmenüs zu ergänzen muss man sich die Aufteilung anschauen und dann schrittweise ausrechnen, welche Komponenten in welcher Menge fehlen und dies entsprechend ergänzen. Diese Rechnung ist deutlich aufwändiger, als das Futter gleich selbst zusammenzustellen. Dazu kommt, das immer mehr Fertigangebote Zusatzstoffe enthalten, die nicht immer sinnvoll sind. Viele enthalten beispielsweise Leinöl, das dem Hund nicht wirklich etwas bringt. Auch zugesetzte Vitamine und Mineralien sind bei einer ausgewogenen Zusammenstellung des Futters unnötig.

Wohin jetzt mit dem Fertigbarf?

Wenn du schon auf die Verkaufsargumente hereingefallen bist und Fertigbarf zuhause liegen hast, jetzt aber doch lieber selbst zusammenstellen willst, stellt sich natürlich die Frage wohin mit dem Fleisch. Da ich auch ein Problem damit habe, Fleisch wegzuwerfen würde ich es erst einmal aufbewahren. Nach erfolgreicher Umstellung kannst du dann immer eine kleine Menge Fertigbarf zum selbst portionierten Futter dazu geben. Dabei meine ich wirklich kleine Mengen, sodass die bedarfsgerechte Versorgung trotzdem gewährleistet ist, ein kleiner Teil von Muskelfleisch oder Pansen aber durch das Fertigbarf ersetzt wird.

Alternativen zu Fertigbarf?

Wenn du es dir nicht zutraust, den Futterplan für deinen Hund selbst zusammenzustellen, dann kannst du dir hierfür die Hilfe einer Ernährungsberaterin für Barf holen. Diese erstellt dir einen Futterplan für deinen Hund in welchem genau steht, was dein Hund benötigt. Häufig bekommst du von den Ernährungsberatern auch genaue Tipps, welches Fleisch und andere Komponenten du wo kaufen kannst.
Mein Angebot zur Futterplanerstellung kannst du dir hier im Detail anschauen.

Wenn dir das Portionieren zu aufwendig ist, gibt es inzwischen auch einige Anbieter, die dir die einzelnen Barf Portionen für deinen Hund so zusammenstellen wie du sie benötigst, also das portionieren für dich übernehmen. Hierzu benötigst du teilweise einen fertigen Futterplan als Grundlage.
Einige lokale Barfshops bieten ebenfalls individuelle Menüs an  und übernehmen die Planung der Zusammenstellung. Hierbei würde ich dir immer raten dich kritisch mit der Zusammenstellung auseinanderzusetzen und sie dir genau anzuschauen. Einige Barfshops bieten eine sehr gute Beratung an. Andere leider nicht.

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5 Antworten

  1. Teresa sagt:

    Dankeschön für den tollen Beitrag. Meine Frage wäre, hätten sie die genauen Adressen, welche Shops für einen die Portionen zusammenstellen? Ganz liebe Grüße

    • Stefanie sagt:

      Der größte Anbieter für individuell zusammengestellte Menüs ist Herr von Barf.
      SaxoniaBarf bietet den Service ebenfalls an, allerdings nehmen die meines Wissens nach keine Neukunden für die individuellen Menüs mehr auf. Müsste man ggfs nachfragen.
      Ansonsten gibt es teilweise lokale Anbieter, die ihren Service nur im direkten Umfeld anbieten.

      Viele Grüße
      Stefanie

  2. Sandra sagt:

    Liebe Stefanie,
    erst einmal vielen Dank für deine tolle, informative und ermutigende Seite. Wir haben eine kleine Bolonkahündin, die wir gerne barfen würden. Deine Homepage hat viele unserer Ängste gemildert und wir möchten nun bald mit deinem Umstellungsplan beginnen. Danach stellt sich die Frage, ob wir vollständig selbst zusammenstellen oder doch einen Anbieter wie Herr von Barf nutzen. Nach dem sorgfältigen Lesen deiner Seiten hatten wir den Eindruck, dass das Konzept eigentlich deinen Empfehlungen entspricht. Würdest du das auch so sagen oder hast du noch kritische Anmerkungen. Die Lösung mit Herrn von Barf würde die Nachteile für kleine Hunde deutlich verbessern.
    Herzliche Grüße Sandra

    • Stefanie sagt:

      Hallo Sandra,
      vielen Dank.
      Anbieter wie Herr von Barf sind auf jeden Fall eine gute Möglichkeit die man nutzen kann, wenn man nicht selbst portionieren möchte. Dort wird das Futter ja auch individuell für deinen Hund zusammengestellt. Ich selbst habe das nie ausprobiert, kann also zur Qualität nichts sagen, das müsstest du testen.
      Teilweise bieten auch lokale Barfshops einen solchen Service an.
      Viel Erfolg bei der Umstellung und viele Grüße
      Steffi

  1. 3. April 2018

    […] Durchfall. Weitere Infos dazu, warum Fertigbarf für den Einstieg nicht geeignet ist, habe ich in diesem Artikel […]

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