Die Gründe für Pansen beim Barfen

Pansen ist einer der Mägen von Wiederkäuern. Der Geruch von Pansen oder Blättermagen (ein weiter hinten liegender Magen der Wiederkäuer) ist für viele Menschen extrem unangenehm. Darüber hinaus ist das Fleisch des Pansens und des Blättermagens sehr bindegewebshaltig und daher für unsere Hunde eher schwer verdaubar.

Aus diesen Gründen solltest du beim Barfen auch Pansen füttern

Weshalb also füttern wir beim Barfen überhaupt Pansen?

Mein Artikel zum Thema “Pansen beim Barfen – muss das wirklich sein?” hat zu einer hitzigen Diskussion über das Für und Wider von Pansen beim Barfen geführt.

Grund genug für mich, mich noch einmal mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Ist Pansen beim Barfen wirklich sinnvoll? Oder macht es nicht mehr Sinn, den Pansen einfach aus dem Futterplan des Hundes zu streichen? Ist er eigentlich nur ein Abfallprodukt, das Barfern für viel Geld verkauft wird?

Pansen beim Barfen

Vorweg eine Anmerkung, falls du den oben verlinkten Artikel nicht gelesen hast: Pansen ist kein unbedingt notwendiger, zwingender Bestandteil einer ausgewogenen Barfmahlzeit. Es gibt durchaus die Möglichkeit, ihn zu ersetzen ohne das dem Hund dadurch Nachteile entstehen. Du musst nicht befürchten, deinen Hund nicht ausreichend zu versorgen nur weil du auf Pansen oder Blättermagen verzichtest.

Obwohl du Pansen relativ leicht durch Muskelfleisch und Obst/Gemüse ersetzt  kannst, macht er in der regulären Futteraufteilung ganze 20% des tierischen Anteils des Futters für deinen Hund aus. Also ein relativer großer Teil der Mahlzeit dafür, dass er nicht zwingend notwendig ist.

Was genau ist eigentlich Pansen?

Wenn es um das Barfen geht, sprechen wir meistens von Pansen. Damit ist häufig aber genauso Blättermagen gemeint. Beides sind wie schon geschrieben Mägen von Wiederkäuern. Also beispielsweise von Rind, Schaf oder Ziege. Am häufigsten findet man den Pansen vom Rind.

Als Mägen könnten sie eigentlich zum Muskelfleisch zählen. Das Fleisch ist jedoch stark bindegewebshaltig und enthält eher wenig Fett. Es ist für die Hunde schwieriger zu verdauen als Muskelfleisch mit wenig Bindegewebe.

Ein großer Unterschied zum Muskelfleisch ist die Füllung. Beim Barfen solltest du grünen Pansen verfüttern. Dieser ist im Gegensatz zu weißem Pansen nicht gewaschen, bzw. nur vorgewaschen und/oder ausgeschüttelt. Im Inneren des grünen Pansens befinden sich Reste der bereits vorverdauten pflanzlichen Nahrung von Wiederkäuern. Hunden fehlen die entsprechenden Enzyme, um Pflanzenzellen aufzuspalten. Diese Aufspaltung wäre aber notwendig, um die Nährstoffe, Mineralien und Vitamine der pflanzlichen Nahrung zu verwerten. Durch den Verdauungsvorgang im Pansen oder Blättermagen sind die Pflanzenzellen bereits aufgespalten. Dadurch ist es für den Hund möglich, den pflanzlichen Mageninhalt zu verwerten und die enthaltenen Nährstoffe zu nutzen.

Aus dem gleichen Grund solltest du Gemüse und Obst beim Barfen pürieren oder dünsten. Auf diese Weise werden die Zellwände der Pflanzen aufgespalten und so für den Hund verwertbar gemacht.

Der Blättermagen ist ein weiter hinten als der Pansen liegender Magen bei den Wiederkäuern. Das pflanzliche Futter durchläuft während der Verdauung die verschiedenen, hintereiander liegenden Mägen. Im Blättermagen ist die Verdauung also bereits weiter fortgeschritten als im Pansen. Davon abgesehen, das Blättermagen noch deutlich unangenehmer riecht als Pansen, stellt sich die Frage wie viele der Nährstoffe bereits vom Wiederkäuer verwertet wurden und deinem Hund  damit nicht mehr zur Verfügung stehen. Es spricht nichts dagegen, auch Blättermagen zu verfüttern oder beides abzuwechseln. Insgesamt würde ich dir aber dazu raten, mehr Pansen zu füttern. Dazu kommt, das der Blättermagen aufgrund des fortgeschrittenen Verdauungsvorgangs noch deutlich unangenehmer riecht als Pansen.

Warum schwer verdauliches Fleisch?

Gute Gründe für Pansen beim Barfen. Weshalb Pansen beim Barfen Sinn machtSchwer verdauliches Fleisch klingt erst einmal wenig vorteilhaft wenn es darum geht, den eigenen Hund ausgewogen zu ernähren.

Schwer verdaulich heißt aber nicht unbedingt schlecht. Der Magen hat mehr zu tun, der Hund muss mehr Magensäure produzieren und ist länger mit der Verdauung beschäftigt. Dies kann bei Hunden, die ständig Hunger haben, sogar vom Vorteil sein, da der Magen länger gefüllt und beschäftigt ist.

Für mich erklärt sich die Fütterung von bindegewebshaltigem, schwer verdaulichem Fleisch mit Blick auf den Ursprung des Barfens.  Nämlich sie Anlehnung an ganze Beutetiere.

Welches Fleisch kaufst du für die Barf Mahlzeiten deines Hundes? Beim Barfen greifen wir sehr häufig auf “schönes” Fleisch zurück, das oft sehr nah an Filetstücken für uns Menschen ist. Diese Stücke sind aber nur ein geringer Teil des Fleisches eines Beutetieres. Neben “Filetstücken” bestehen Beutetieren eben zu einem bestimmten Anteil auch aus schwerer verdaulichem Fleisch, Bindegewebe etc.

Euter, Hoden, Gedärme, Schilddrüsengewebe werden beim Barfen bestenfalls nicht gefüttert. Das macht durchaus Sinn, da viele dieser Komponenten z.B. Hormone in unbekannter Menge enthalten die auf Dauer der Gesundheit unserer Hunde schaden können. Dies betrifft speziell Hoden und die Schilddrüse. Gleichzeitig entfernen wir uns dadurch beim Barfen aber auch von der Aufteilung “echter Beutetiere”.
Da wir beim Barfen eben keine ganzen Beutetiere verfüttern, fehlen diese “minderwertigen” Fleischanteile in der Barf Mahlzeit schnell. Durch die Fütterung von Pansen integrierst du auch diesen Teil des Fleisches von Beutetieren in das Futter deines Hundes.

Gesunde Abwechslung

Wie wichtig Abwechslung bei der Fütterung mit Barf ist, hast du vielleicht schon häufiger gehört. Abgekürzt kann man das damit erklären, dass verschiedenes Fleisch verschiedener Tiere unterschiedliche Nährstoffe, Mineralien und Spurenelemente in unterschiedlicher Menge enthält. Durch Abwechslung versorgst du deinen Hund also mit einem möglichst breiten Nährstoffangebot.

Auch Pansen unterscheidet sich in der Zusammensetzung und den Nährstoffanteilen von anderem Fleisch. Er hilft dir also dabei, beim Futter für Abwechslung zu sorgen.

Bei meiner Recherche zu den Inhaltsstoffen von Pansen bin ich auf verschiedenen Seiten immer wieder auf die gleiche Tabelle mit Inhaltsstoffen gestoßen. Hier der Link zur Tabelle.

Wenn du dir diese anschaust wird meiner Meinung nach schnell klar, dass Pansen eben nicht “minderwertiges, nutzloses” Fleisch oder Abfall ist. Er enthält zahlreiche Vitamine und Mineralien.

Vorverdaute Pflanzenanteile und O/G Mischung?

Eine gern genommene Argumentation gegen die Fütterung von Pansen ist der Hinweis darauf, dass bei der Aufteilung von Barf der pflanzliche Futteranteil in Form von Obst und Gemüse bereits berücksichtigt wird. Der Mageninhalt der Beutetiere wird hierdurch als eigentlich schon abgedeckt. Wozu dann noch zusätzliches pflanzliches Futter durch den vorverdauten Mageninhalt?

Zum einen ist es eher selten so, dass wir Pansen mit dem kompletten Mageninhalt kaufen. Grüner Pansen ist zwar nicht gänzlich ausgewachsen, häufig aber vorgewaschen und mindestens ausgeschüttelt. Er enthält also deutlich weniger Mageninhalt als ursprünglich vorhanden.

Ich habe aktuell das Glück Pansen von Weidebüffeln zu beziehen. Beim Einkauf ist  dieser oft noch am Stück und nur wenig behandelt. Trotzdem enthält er nicht viel Mageninhalt. Auf jeden Fall ist deutlich weniger “Grün” in dem Pansen enthalten, als ich für Yunas Obst und Gemüseanteil berechne. Die pflanzlichen Anteile im Pansen sind also in der Menge zu wenig, um die Obst und Gemüsemischung beim Barfen auszugleichen. Es sei denn du bekommst wirklich einen frischen, noch komplet gefüllten Pansen vom Bauern nebenan.

Mit einer selbst hergestellten pürierten oder gedünsteten Obst und Gemüsemischung kannst du den Inhalt des Pansens problemlos ersetzen. Da für mich insgesamt die Vorteile des Pansen fütterns überwiegen, ist das für mich keine Option.
Die Qualität der pflanzlichen Anteile des Pansens hängt stark von der Herkunft des Fleisches ab. Gerade wenn du darauf angewiesen bist, dein Barf im Online Shop zu kaufen stellt sich die Frage wo genau das Fleisch herkommt und wie die Futtertiere aufgewachsen sind.

Wenn du die Möglichkeit hast, Pansen von Tieren aus Weidehaltung zu bekommen, profitiert dein Hund von sehr natürlichen pflanzlichen Futterbestandteilen. Gras und Kräuter sind wohl das natürlichste, was du dem Hund an pflanzlichen Futterkomponenten anbieten kannst. Dieser positive Zusatzeffekt verliert sich leider bei der Fütterung von Tieren aus Stallhaltung, die mit viel Getreide gefüttert werden. Und damit geht es gleich weiter zum nächsten Punkt.

Gründe, weshalb du keinen Pansen füttern solltest

Obwohl ich ein klarer Befürworter von Pansenfütterung beim Barfen bin, gibt es auch einige Gründe, weshalb du auf diese Komponente verzichten und sie ersetzen solltest.

Wenn dein Hund auf Rindfleisch allergisch reagiert, solltest du keinen Rinderpansen füttern. Als Alternative gibt es dann noch Lamm oder Ziege. Ziegenpansen ist sehr schwer zu bekommen. Lammpansen ebenfalls. Darüber hianus ist beides oft sehr teuer. Wenn du sonst keinen Komponenten von Lamm oder Ziege fütterst, solltest du dir überlegen ob du diese Tiere nur aufgrund des Pansens in die Fütterung integrieren möchtest. Gerade wenn du einen Hund mit Allergien oder Unverträglichkeiten hast, solltest  du die Fütterung einiger Tierarten aussparen.  Dann hast du bei Bedarf die Möglichkeit, eine Ausschlussdiät zu machen.

Verträgt dein Hund kein Getreide solltest du den Pansen ebenfalls ersetzen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Futtertiere zumindest mit kleinen Mengen Getreide gefüttert werden. Diesen Getreideanteil nimmt dein Hund dann in Form des Mageninhaltes ebenfalls auf.

Der dritte Grund, auf Pansen zu verzichten ist, wenn der Magen deines Hundes mit dem bindegewebshaltigen Fleisch überfordert ist. Dies kann bei älteren Hunden oder bei Hunden mit empfindlichen Magen Darm System der Fall sein.

Und schlussendlich ist auch dein eigener Ekel und eine empfindliche Nase ein berechtigter Grund, auf die Fütterung des Pansens zu verzichten und stattdessen auf Muskelfleisch und Obst und Gemüse zurückzugreifen.

 

 

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4 Antworten

  1. Godi sagt:

    hallo,
    macht es dann nicht mehr Sinn, einen Teil der O/G-Mischung durch Gras zu ersetzen?
    lg

    • Stefanie sagt:

      Hallo,

      Gras kann natürlich einen Teil der O/G Mischung bilden. Gerade im Hinblick auf die natürliche Ernährung ist Gras am nächsten dran, macht also durchaus Sinn. Das Gras muss, wie Gemüse auch, püriert werden.
      Und ich würde kein Gras von irgendwo pflücken, wo ich nicht weiß was drüber gekippt wurde, ob gedüngt wurde, etc. Oder vom STraßenrand. Wenn man aber einen eigenen Garten hat und nicht mit irgendwas chemischem düngt, kann man super auch Gras zur O/G Mischung dazu nehmen. Auch Löwenzahn, brenneseln, etc. können eine tolle Ergänzung für O/G sein.
      Gibt sogar fertig getrocknete Grasmischungen (meist mit Kräutern) zu kaufen.

      Liebe Grüße
      Stefanie

  2. Michaela sagt:

    Wenn ich keinen Pansen/Blättermagen füttere, wie sollte ich dann die Aufteilung ändern? 5% mehr auf Innereien und 15% mehr Muskelfleisch?

    Lieben Dank!

    • Stefanie sagt:

      Hallo Michaela,
      du kannst den Pansen zu 100% mit Muskelfleisch ersetzen oder zu 50% mit Muskelfleisch und zu 50% mit Obst und Gemüse. Auch dazwichen sind alle Varianten möglich (also z.B. 75% MF und 25%O/G).
      Wenn dein Hund eher zum zunehmen neigt und abnehmen sollte würde ich eher 50% Muskelfleisch und 50% O/G empfehlen.
      Ist der Hund schlank kannst du gut 100% Muskelfleisch statt Pansen nehmen.

      Liebe Grüße
      Stefanie

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